Erklärung zur Schlichtung

demoErklärung von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Kommunalen Jugendhilfe Frankfurt zur Einleitung der Schlichtung

Wir sind Sozialarbeiter_innen und Sozialpädagog_innen bei der Kommunalen Kinder-, Jugend- und Familienhilfe in Frankfurt. Wir arbeiten für die Stadt Frankfurt mit Kindern, Jugendlichen, Eltern und Familien, von denen viele auf unsere Angebote angewiesen sind. Wir erleben tagtäglich die Benachteiligung und Ausgrenzung dieser Menschen, kriegen von Gewalterfahrungen und Übergriffen berichtet und sehen die Chancenungleichheit bis Chancenlosigkeit vieler unserer Klient_innen in dieser Gesellschaft. Die sozialenEntwicklungen in den letzten Jahren haben unsere Arbeit massiv erschwert. Sie stellen hohe Anforderungen an unsere Berufsgruppe: hohe Qualifikation, persönliche Einsatzbereitschaft und Einfühlungsvermögen, Sozial- und Kommunikationskompetenz, Flexibilität und persönliche Stabilität. Für diese Arbeit müssen wir viel wissen, über den rechtlichen Rahmen, Hilfsmöglichkeiten und Ausgrenzungsmechanismen, Entwicklungsprozesse, Lebenssituationen, psychische Konflikte und deren Auswirkungen … Und wir machen diese Arbeit gerne, mit jedem dieser Menschen gemeinsam nach einer individuellen Chance zu suchen, wo trotz verschärfter Bedingungen vielleicht doch noch etwas möglich ist, lernen jeden Tag dazu, finanzieren Fort- und Weiterbildungen in der Regel selbst, begleiten und betreuen, unterstützen und motivieren die Klient_innen, sich zu engagieren und sich einzusetzen für die eigenen Belange.

Einsetzen für die eigenen Belange ist das, was wir in dieser Tarifauseinandersetzung tun. Wir fordern eine grundlegende Aufwertung unserer als „Frauenberuf“ dauerhaft unterbezahlten Tätigkeit. Dafür haben wir in den letzten Wochen auch viele positive Rückmeldungen von unseren Klient_innen bekommen. So wurde etwa ein Gewerkschaftssekretär von einem Drogenkonsumenten gedrängt, an seine Rede bei einer kleineren Aktion auch wirklich anzuhängen, dass wir eine Aufwertung dringend verdient hätten. Von Kindern, Jugendlichen und Eltern haben wir viel Solidarität erfahren. Das erleichtert es dann auch, den Spagat zwischen Verantwortungsgefühl und Streikwillen auch mit viel persönlichem Einsatz hinzubekommen.  Nach all den großen Warnstreikaktionen und drei Wochen Streik konnten wir unseren Arbeitgeber sogar dazu bringen, eine Notdienstvereinbarung für eine Inobhutnahmeeinrichtung, Streetwork und besonders belastete und belastende Fälle von Kindeswohlgefährdung zu treffen.

Die Aufforderung der Arbeitgeber, „im Gespräch“ bleiben zu wollen, und schließlich die Anrufung der Schlichtung sind an Frechheit nicht mehr zu überbieten. Die Vertreter der Vereinigung der Kommunalen Arbeitgeber (VKA) sind Ende Februar in die Verhandlungen eingestiegen mit geringsten Zugeständnissen für eine geringe Anzahl der Beschäftigten im Kitabereich. Die Warnstreiks von Zehntausenden während fünf Verhandlungsrunden haben daran im Prinzip nichts geändert. Nach Beginn des vierwöchigen Streiks haben sie sich nicht einmal getroffen, um über Angebote nachzudenken. Nach drei Wochen dann die Forderung nach Gesprächen und schließlich die Schlichtungsforderung, ohne dass es auch nur einen Millimeter Bewegung in deren Position gegeben hätte. Trotz gegenteiliger Behauptungen der VKA-Verhandlungsführer gibt es bisher kein Angebot für unsere Berufsgruppe.

Ein verantwortungsvoller Schlichterspruch kann nur in einer grundlegenden Aufwertung aller Berufsgruppen im TVÖD-S+E bestehen. Die gewerkschaftlichen Forderungen sind dabei schon unser Zugeständnis an Finanzierbarkeit und – auf Grund politischer Entscheidungen zu Gunsten unserer „Leistungsträger“ – fehlende Mittel. Wir werden uns auch nach dem Unterbrechen des Streiks weiterhin dafür einsetzen, unter anderem auf einer der Großdemonstrationen des DGB am 13. Juni.

 

Die Streikenden der Kommunalen Kinder-, Jugend- und Familienhilfe Frankfurt